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Gespräch mit Mathias Schipper

Zur Bezirksversammlung des Bezirks 14 am 18.01.2014 in der Gaststätte „Zur Krone“ in Themar konnten die 53 anwesenden Mitglieder der Fanclubs aus dem Bezirk einen besonderen Gast begrüßen.

Mathias Schipper, von 1973 bis 1979 und 1982 bis 1988 Spieler beim FC Schalke 04, gab in 90 Minuten plus Nachspielzeit Einblick in seine Zeiten als Fußballer und  danach.

Mathias, 1957 in Castrop-Rauxel geboren, wurde im Schalker Internat ausgebildet und konnte schon früh unter Profibedingungen trainieren. Schon 1975 hatte er seinen ersten Einsatz im Profikader. Trainer war damals Max Merkel. In der Saison 1978/79 absolvierte er als einziger Spieler alle Spiele. Insgesamt waren es 260 für den FC Schalke.

 

„Eigentlich habe ich gedacht, ich hätte den Durchbruch in der ersten Mannschaft geschafft“, meinte Mathias noch sichtlich bewegt über das, was nach Saisonabschluss passierte. Die Spiele zum Ende der Saison 78/79 konnte Mathias nur mit Hilfe von Spritzen absolvieren. Ausgestattet mit einem Handschlag-Vertrag mit Günter Siebert – damals mal wieder Präsident – fuhr Mathias nach Portugal in Urlaub. Hier erreichte ihn ein Anruf seines Vaters: es war Post vom Verein angekommen. Leider war aber nicht der erwartete neue Vertrag im Umschlag sondern die Kündigung. Nach der Rückkehr aus dem Urlaub begründete Siebert die Kündigung damit, dass sich Mathias nicht gemeldet habe und man zwei neue Spieler verpflichtete. Mathias war „richtig traurig“ – und das merkten alle Zuhörer auch nach fast 35 Jahren noch.

 

Auf der Suche nach einem neuen Verein wurde Mathias in Aachen aufgenommen. Auch wenn die Alemannia in der 2.Bundesliga spielte, hat Mathias gerne dort gespielt. Vor allem das Stadion fand er klasse. Eigentlich sollte das aber nur ein einjähriges Gastspiel bleiben. Aber nach der Spielzeit 79/80 war Schalke ein Vertragsangebot zu teuer, so dass Mathias noch zwei weitere Jahre in Aachen blieb. Erst nachdem Günter Siebert nicht mehr das Sagen hatte und Rudi Assauer wieder beim Verein war, klappte es. Den Vertrag unterzeichnete Mathias bei Rudi zu Hause und berichtete noch auf der Heimfahrt seinen Eltern davon. In Zeiten ohne Mobiltelefon – wir sind im Jahre 1982 - hieß das: anhalten und Telefonzelle suchen.  Mathias war „mehr als glücklich“. Wenn man als 14jähriger vom Verein angeworben wurde, dann „geht einem das Herz auf“, wenn man wieder für den Verein spielen kann.  Und so lautete die Botschaft am Telefon: „Ich bin wieder Schalker!“

 

1988 war aber Günter Siebert wieder in der Verantwortung und stellte Mathias vor die Wahl: entweder weiter Fußball spielen oder den Verein verlassen. Eigentlich wollte Mathias eine kaufmännische Ausbildung machen und weiter für den Verein arbeiten. Daraus wurde aber nichts. Aber im Trainingslager 1987 – Toni Schumacher hatte gerade angeheuert – sprachen sich die zwei aus. „Damit war die Sache erledigt“ zog Mathias unter das Kapitel einen Schlussstrich.

So begann er 1988 eine Ausbildung zum Physiotherapeut. Seit 20 Jahren ist er in einer eigenen Praxis in Gladbeck tätig und hatte neben einigen ehemaligen Spielern auch einen Prominenten unter seinen Fingern: an einem Samstag bekam er einen Anruf, ob er am nächsten Tag eine Behandlung in einem Hotel durchführen könne. Gespannt, was ihn erwartet, sagte er zu und traf am Sonntag auf eine „lebende Legende“, so Mathias.  Paul McCartney bat um seine Unterstützung und so konnte Mathias eineinhalb Stunden mit dem ehemaligen Beatle über Gott und die Welt reden. Er habe bei der Begegnung viel gelernt, so Mathias noch immer bewegt. McCartney sei sehr freundlich gewesen und überhaupt nicht abgehoben sonder sehr menschlich.

Mit einem Schmunzeln berichtete Mathias, dass der Vorstand mit Horst Held und Peter Peters zusammen mit Moritz Beckers-Schwarz im Juni 2013 auf ihn zukam, um die Abteilung Tradition mit Leben zu füllen und die Traditionsmannschaft näher an den Verein zu führen. Und so kam es, dass er doch wieder eine Perspektive im Verein bekommen hat. Der Verein war auf der Suche nach ehemaligen Spielern, die den persönlichen Kontakt zu den Fans halten. Und so sei er mit seiner Frau heute nach Themar gefahren und wird am nächsten Tag bei einer Fanveranstaltung in Hamburg erwartet.

Mathias beantwortete jede Frage aus der Runde. So wurden Fragen zu der Traditionsmannschaft gestellt. Als Teil der Abteilung Tradition wird sie vom eigenen Vorstand selbständig geleitet. Matthias Herget ist dabei der Ansprechpartner, allerdings sollte man einen gewissen zeitlichen Vorlauf berücksichtigen. Schon heute sind 10 bis 12 Spiele für 2014 vereinbart. Man sollte auch etwas Geld einplanen: 3.500 bis 5.000 Euro kostet die Verpflichtung für ein Spiel. Dabei ist allerdings die Anreise mit dem Bus und wie viel das allein kosten kann, wissen die Fanclubs im Bezirk 14 nur zu gut.

Bei fast allen Anwesenden war der 02. Mai 1984 in Erinnerung, bei der Jüngeren vielleicht auch nur aus den Geschichtsbüchern. So war es spannend, das 6:6 im Halbfinale des DFB-Pokals aus der Sicht eines Aktiven Revue passieren zu lassen. Die Mannschaft ging in das Spiel mit der Gewissheit, dass man auch als Außenseiter gegen die Bayern eine Chance hat. „Als das dann aber so lief, wie es lief, hat man das auf dem Platz gar nicht richtig mitbekommen. Das war Adrenalin pur.“, so Mathias. Aus dem Rückspiel in München erinnerte er sich noch an seinen eigenen Fehler im Mittelfeld, der zum 3:2 führte mit Wehmut: „Da muss ich heute noch schlucken. Da wärst Du im Endspiel gewesen…“

Dabei braucht sich Mathias Schipper nicht zu verstecken. Schließlich war in Themar ein Deutscher Meister zu Gast. Zwar „nur“ mit der A-Jugendmannschaft, aber auch das ist ein Titel. „Leider“, so Mathias in seiner Rückschau, „hat es als Profi nicht zu einem Titel gereicht.“ Aber die anwesenden waren sich einig: auch wegen der bewegten Vergangenheit des FC Schalke sind wir Anhänger dieses Clubs.

1977 wurde der FC Schalke zumindest Vizemeister. Am letzten Spieltag stand das Derby auf dem Programm. Mathias saß in Zivil auf der Bank, da er gar nicht spielen sollte. 15 Minuten vor dem Schlusspfiff (vor über 70.000 Zuschauern stand es 3:1), sollte Branco Oblak eingewechselt werden. Der hatte aber keine Lust und meinte: „schick Schlippi rein“. Und Schlippi bekam dann prompt einen Anschiss vom Trainer, weil doch Oblak spielen musste. War wohl wirklich eine andere Zeit. Das Spiel wurde übrigens mit 4:2 gewonnen.

Manchmal trifft Schlippi auch einen besonderen Anhänger des geilsten Clubs der Welt. So wie an diesem Tag in der „Krone“: Horst, Jahrgang 1943 aus Sonneberg hatte seine Schatztruhe geöffnet und las Mathias einen Brief vor, der die Zeiten überdauerte und den Weg vom einen Teil Deutschlands in den anderen schaffte. Schon damals, Anfang der 80er Jahre nahm sich Mathias für die Fans die Zeit, mit persönlichen Worten auf die Autogrammwünsche zu antworten. „Das ist wohl der kleine Unterschied zu heute. Da war kein Satz zu viel. Das ist Schalke. Es wäre schön, wenn heute zum Beispiel Jefferson Farfan hier wäre um mal zu sehen, was die Fans alles auf sich nehmen.“ So Mathias, der sichtlich bewegt nicht nur den Brief und die Autogrammkarten von Horst in den Händen halten konnte sondern sogar den Briefumschlag. Beide verabredeten, weiter in Kontakt zu bleiben. Und wir können uns sicher sein: auch das waren keine leeren Wort.

Natürlich war auch die derzeitige Situation des Vereins und der Profimannschaft ein heiß diskutiertes Thema bei der Fragerunde.  Vor der Saison war auch bei Mathias die Erwartung hoch; der Verein hatte mit Julian Draxler verlängert und weitere junge Spieler herangezogen. Leider verlief die Entwicklung nicht so, wie wir sie uns wohl alle erhofften. Und so war es „fatal, dass die Verantwortung dann bei diesen jungen Spielern lag“, so Mathias. Auf die Neuverpflichtungen angesprochen, machte er deutlich, dass er hier sicher einen anderen Blickwinkel als wir Fans hat. Aus eigenen Erfahrungen konnte er berichten, dass diese Spieler eben eine gewisse Zeit benötigen, bis sie sich in die Mannschaft eingelebt haben, da kämen eben verschiedene Faktoren zusammen. Und, so die durchaus kritische Anmerkung, der Druck von außen sei auf Schalke immer besonders groß. Da können Verletzungen auch ganz andere Ursachen haben (Stichwort „Kopfsache“), da „der Trainerstab sicher gut trainieren lässt“. Nach Schlippis Meinung ist Jens Keller ein akribischer Arbeiter, der allerdings gerade von den Anhängern des eigenen Vereins viel zu kritisch gesehen werde. Er machte das an dem Vergleich mit dem FC Chelsea fest. Als beide Cheftrainer mit den Händen in den Hosentaschen am Spielfeldrand standen, waren Rufe in Richtung Keller zu hören, er solle nicht so da stehen. Bei Mourinho war man wohl der Meinung, dass die Haltung von einer intensiven Spielanalyse zeuge. Diese Anfeindungen, die oft ins menschliche hineingehen, gehen Mathias viel zu weit: „das ist nicht in Ordnung“.

Bei den persönlichen Entwicklungen eines jeden Spielers und bei der Entwicklung der Mannschaft brachte Mathias seine Hoffnung zum Ausdruck, dass „das in der Rückrunde in eine andere Richtung geht“. Aber: „Diskussionen bringen die Mannschaft auch nicht weiter“. Und zu den Verletzungen hatte Mathias auch aus seiner heutigen beruflichen Perspektive eine andere Sichtweise: Papadopoulos wurde schon als 14jähriger in Griechenland am Knie operiert. „Das macht man nicht“, war sein klarer Standpunkt. „Die Probleme, die dadurch entstehen können, sieht man heute.“ Beim Hunter „kannste halt nichts machen“, wahrscheinlich war eine Überbelastung im Spiel die Ursache der Verletzung.

Mathias machte aber auch deutlich, dass gerade bei den jüngeren Spielern der Verein noch mehr in die Ausbildung investieren müsse. Allerdings war dabei nicht das Verhalten auf dem Platz gemeint, sondern das, was nach den Spielen passiert. Natürlich seien Interviews wichtig, aber kurz nach dem Spiel analysiere man als Profi noch das Spiel. Die Medien brauchen ihre Storys, da sei eben Vorsicht geboten.

Überhaupt sei die heutige Situation der jungen Spieler mit seiner Zeit nicht vergleichbar. Mathias kam zwar als A-Jugend-Meister zum Profikader, aber dennoch bekam er „richtig Druck“ (wahrscheinlich auch deswegen) und hatte in der Kampfbahn noch nicht einmal einen eigen Schrank. Trotzdem empfand Schlippi es als großes Glück, mit 16 Jahren mit den Profis trainieren zu können. Zwar nur am Nachmittag, weil er am Vormittag in einem Gelsenkirchner Sportgeschäft eine Ausbildung absolvierte. Für Mathias war das Jahr, in dem er mit Stan Libuda trainieren konnte ein ganz besonderes. In der Zeit danach musste der FC Schalke auf die Jugend setzen, denn „beim Training waren manchmal nur 8 Leute, weil der Rest vor Gericht stand.“ Man habe aber in der Mannschaft wenig über den Bundesligaskandal gesprochen. Die Jugendspieler haben ihre Chance gesehen und (bei einem Spiel bei den Schwarz-gelben) mit Uli Maslo einen eigenen Betreuer bekommen: „Bei dem Spiel standen mehr Jugendspieler auf dem Platz als gestandene Profis“.

Mathias beantwortete noch einige Fragen aus der Runde und nahm sich die Zeit, Autogramme zu schreiben und jeden Fotowunsch zu erfüllen. Aber dann war es doch an der Zeit, wieder ins Auto zu steigen. Den verbleibenden Fanclubmitgliedern bleibt diese Gesprächsrunde sicher in bleibender Erinnerung. Von hier aus nochmals vielen Dank an Mathias Schipper und ein herzliches

Glück Auf in den Pott!

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Anzahl der Fanclubs: 17

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Samstag, 16.09.2023 - 20:30 Uhr

Arena AufSchalke